Das Problem mit der Einspeisevergütung
Bis vor ein paar Jahren war es durchaus üblich, grössere PV-Anlagen zu bauen, ohne dass ein wesentlicher Teil des Stroms vor Ort verbraucht wurde. Ein Stall oder eine Lagerhalle ist von der Dachfläche her sehr attraktiv für solare Stromgewinnung, bloss Strom wird unter dem grossen Dach üblicherweise nur wenig verbraucht.
Die Kalkulation unter Berücksichtigung der damals üblichen Einspeisetarife oder sogar KEV Vergütung ergab positive Renditen, weshalb viele Projekt auch ohne grossen Eigenverbrauchsanteil realisiert wurden.

Auch in unserem Anlagenportfolio gibt es Beispiele dieses Typs. Stellen wir uns folgende PV-Anlage vor:
- Einstellhalle mit 640m2 Fläche
- PV-Anlage mit 1kW Nennleistung auf dem Dach
- Baujahr 2014
Die Anlage wäre in 2013 eigentlich mit KEV Vergütung geplant gewesen, die Anmeldung dafür blieb aber leider in der Warteliste stecken.
Für die Rentabilitätsrechnung ohne KEV, dafür mit Einmalvergütung wurde von einem Einspeisetarif von 10 Rappen ausgegangen. Die Kalkulation über die 30 Jahre Laufzeit hat eine Rendite von 6% ergeben, die Daten der letzten 10 Jahre haben diese Erwartung auch erfüllt
Bis hierher ging alles gut.
Sinkende Vergütungen
Ab 2026 passen die meisten Verteilnetz-Betreiber (VNB) ihre Einspeisetarife für Solarstrom an – und zwar nach unten. Das ab 2026 gültige Stromversorgungsgesetz sieht als untere Grenze für die Einspeisung den Referenzmarktpreis vor, falls sich VNB und Stromproduzent nicht auf einen besseren Preis einigen können. Die meisten VNB scheinen keine Lust auf kostendeckende Vergütungen zu haben und bieten nur noch den Referenzmarktpreis.
Mit Referenzmarktpreis ist der quartalsweise nach Produktionsmenge gewichtete und gemittelte Marktpreis für Solarstrom gemeint, er wird jeweils nach Quartalsende vom BFE publiziert.
Die Preise der letzten 4 Quartale, gewichtet mit der Produktion der Anlage ergibt einen gemittelten Einspeisetarif von 4.5 Rappen pro kWh.
In die Kalkulation für die Anlage eingesetzt, geht das Ergebnis erwartungsgemäss in den Keller: die projizierte Gesamtrendite der Anlage sinkt von 6% auf -50%, das heisst 50% Verlust über die Lebensdauer.
Zeit also, zu handeln.
Eigenverbrauch erweitern
Die einfachste Lösung, unsere Anlage wieder in den rentablen Bereich zu bringen, ist den Strom zu einem attraktiveren Preis als die 4.5 Rappen zu verkaufen. Das Grundprinzip hier ist, den Strom jemandem „in der Nähe“ zu verkaufen. Wenn der Käufer für den Solarstrom weniger bezahlt als für seinen normalen Strombezug, ist das für ihn attraktiv. Durch die örtliche Nähe bezahlt der Stromabnehmer für den Solarstrom keine oder eine reduzierte Netzgebühr. Die regulatorischen Grundlagen, welche das ermöglichen, heissen ZEV, vZEV und LEG. Eine übliche Rechnung ist, den Solarstrom zu 80% des Netzstrompreises anzubieten. Wenn wir von einem Strompreis inklusive Netzgebühr von 25 Rappen ausgehen, wären das etwa 20 Rappen, die wir für unseren Strom erhalten können. Das ist doch schon deutlich attraktiver als die 4.5 Rappen. Natürlich kommen da noch ein paar zusätzliche Ausgaben für Zählerei und Abrechnung dazu, aber die sind im Verhältnis klein und für diese Abschätzung nicht relevant.
Damit wir mit Eigenverbrauch unsere Rechnung wieder ins Lot bringen können, müssten wir etwa 30% des produzierten Solarstroms im ZEV verkaufen können. Das entspricht in unserem Fall einer Menge von etwa 27 MWh pro Jahr. Ein durchschnittlicher Haushalt verbraucht um die 5 MWh, da müssten wir schon ein paar Haushalte oder besser noch Gewerbebetriebe in unserem vZEV Einzugsgebiet haben.
Energiemanagement
Wenn wir den Eigenverbrauch weiter optimieren möchten, sollten wir Ausschau halten nach Geräten, deren Verbrauch zeitlich über den Tag nicht gebunden ist. Diese können wir mit einer geeigneten Steuerung dann einschalten, wenn auch die Sonne scheint. Der attraktivste solche Verbraucher ist üblicherweis der Boiler. Der speichert eine grosse Menge Warmwasser und es kommt nicht wirklich drauf an, ob er in der Nacht heizt oder über Mittag.
Das einfachste Energiemanagement-System ist eine Zeitschaltuhr, welche den Boiler über Mittag einschaltet. Dann ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass er das Wasser mit Solarstrom erwärmt. Wenn die Sonne nicht scheint, kann es mit der Zeitschaltuhr aber passieren, dass zu einem teureren Tarif aufgeheizt wird als nachts. Mehr Möglichkeiten zur Steuerung bietet in dem Fall ein ausgewachsenes Energiemanagement-System (EMS). Bedeutet aber etwas mehr Aufwand für Installation und Konfiguration.
Speicher nachrüsten
Mit einem Batteriespeicher können wir je nach Verbrauchs-Profil den Anteil an Eigenverbrauch zusätzlich erhöhen. Bei Verbrauchern, die sich nicht gut zeitlich verschieben lassen, lässt sich der Solarstrom in einer Batterie zwischenspeichern und dann verbrauchen, wenn die Sonne nicht scheint, zum Beispiel am Abend und in der Nacht.
Wie gross der Speicher dimensioniert werden soll, hängt stark von den vorhandenen Verbrauchern und der zeitlichen Verteilung, also dem Lastprofil ab. Je grösser der Speicher, desto mehr muss dafür auch investiert werden, darum empfiehlt sich eine sorgfältige Abklärung der optimalen Speichergrösse. Die sinkenden Preise am Markt für Speicherbatterien erhöhen die Attraktivität von Speicherlösungen.
Vielseitiger Stromspeicher

Wenn wir bei unserer Anlage schon einen Speicher nachrüsten, sollten wir auch andere Verwendungen ins Auge fassen, die über die Eigenverbrauchs-Optimierung hinausgehen.
Regelenergie bereitstellen
Unser Stromnetz funktioniert nur zuverlässig, wenn die generierte Energie jederzeit genau der verbrauchten Energie entspricht. Bei einem grösseren Überschuss oder Defizit würde das Netz zusammenbrechen, mit potentiell katastrophalen Auswirkungen.
Zuständig für die Stabilität des Schweizer Stromnetzes ist die nationale Netzgesellschaft Swissgrid. Als Mittel zur Stabilisierung des Netzes kann Swissgrid auf einen Pool von zuschaltbaren Erzeugern und Verbrauchern zugreifen, welche sogenannte Regelenergie zur Verfügung stellen.
Das können wir auch mit unserem Speicher tun, vorausgesetzt, unser Netzanschluss hat etwas Leistungs-Reserve. Die Teilnahme am Regelenergie-Markt ist für kleinere Teilnehmer über sogenannte Pooler möglich. Es gibt einige Verteilnetzbetreiber und Stromhändler, welche Regelenergie Pools anbieten. In allen Fällen muss dazu der Speicher oder auch die PV-Anlage über ein Management-System gesteuert und dieses mit dem Pooler gekoppelt werden, damit dieser bei Bedarf die benötigte Energie abrufen kann.
Bezahlt wird bereits das Vorhalten von Regelenergie, ohne dass diese wirklich abgerufen wird. Beim Abruf selbst, erfolgt eine zusätzliche Vergütung.
Bei entsprechender Auslegung von Netzanschluss und Speicher kann sich die Batterieinvestition alleine durch die Regelenergie-Vermarktung bereits rechnen. Besser ist aber in den meisten Fällen der kombinierte Einsatz des Batteriespeichers („multimodal“).
Netzdienlich einspeisen
Dass das Niveau der Einspeisetarife derzeit so einstürzt, hat natürlich seine Gründe. Der Hauptgrund ist, dass es immer mehr Solaranlagen gibt. Das ist super und auch wünschenswert für die Dekarbonisierung unseres Energiesystems. Bloss produzieren die Solaranlagen alle zur gleichen Zeit viel Strom, nämlich über Mittag. Und der Stromverbrauch über den Tag stimmt nicht mit dem solaren Produktionsprofil überein. Das heisst, es hat zu gewissen Zeiten, vor allem im Sommer über Mittag, einfach zu viel Strom im Netz.

Die Grafik zeigt den Spotmarkt-Preis für Energie in der Schweiz sowie die Menge an produziertem Solarstrom für eine Woche im Mai 2025. Deutlich sichtbar sind die grossen Schwankungen des Preises, die gegenläufig zur Solarproduktion sind. An einigen Tagen geht der Preis zu den Produktionsspitzen sogar ins Negative. Im ersten Halbjahr 2025 waren die Strompreise offenbar während 237 Stunden negativ.
Leider besteht derzeit noch kein finanzieller Anreiz zur netzdienlichen Einspeisung. Dadurch, dass der Einspeisetarif auf einem quartalsweise gemittelten Marktpreis basiert, verschwinden die Preis-Signale über den Tagesverlauf, das heisst wir können die Preisunterschiede gar nicht nutzen. Das ist schade, denn die Preisspanne an Sommertagen ist mit über 10 Rappen beträchlich, wie die Spotmarkt Grafik zeigt.
Das Parlament hat allerdings diesen Herbst eine Anpassung des Energiegesetzes (EnG) und der dazugehörigen Verordnung in die Vernehmlassung geschickt, welche vorsieht, dass die Einspeisevergütung ab dem 2. Halbjahr 2026 den viertelstündlichen Marktpreisen folgt. Diese Änderung kann sich für PV Anlagen in Kombination mit Speicher oder Energiemanagement durchaus positiv auswirken. Die einfachste Reaktion ist, die Einspeisung bei negativen Preisen einfach zu stoppen. Das hilft, die Spitzenbelastung des Netzes zu lindern und erzielt bereits bessere Einnahmen im Vergleich zum gemittelten Marktpreis. Ohne Massnahmen entspricht die Vergütung weiterhin dem gemittelten Marktpreis.
Mit einem Batteriespeicher können wir die „netzdienlich“ Einspeisung zusätzlich erhöhen.
Das Prinzip dabei ist, dass wir den Speicher vor allem dann laden, wenn zu viel Strom vorhanden und der Marktpreis im Keller ist, also an schönen Tagen über Mittag. Den gespeicherten Strom können wir dann zu Zeiten einspeisen, wo das Netz wieder besser Strom aufnehmen kann und gleichzeitig die Preise höher sind, meist in den Morgen- und Abendstunden. Natürlich brauchen wir auch hier ein EMS, welches einen solchen Betriebsmodus unterstützt.
Der dynamischen Einspeisetarif würde also vor allem Anlagenbetreiber belohnen, welche ein EMS und oder einen Speicher betreiben. Die zahlreichen Gesetzesänderungen in kurzer Zeit führen allerdings auch zu einiger Verwirrung, weshalb die Vorlage nicht unumstritten ist.
Leistungsspitzen brechen
Insbesondere für gewerbliche Kunden kann es attraktiv sein, mit Hilfe eines Batteriespeichers Leistungsspitzen im Verbrauch zu vermeiden. Je nach Stromtarif bezahlen Grossabnehmer von Strom einen Teil ihrer Netzgebühren als Leistungspauschale. Dabei handelt es sich um einen monatlich anfallenden Fixbetrag, der sich nach dem höchsten Leistungsbedarf in der Periode richtet.
Wenn gewisse Maschinen nur selten laufen aber dabei kurzzeitig viel Leistung benötigen, erhöht das die Leistungspauschale.
Mit einem Batteriespeicher können wir erreichen, dass diese Leistungsspitzen aus der Batterie gedeckt werden und nicht aus dem Netz bezogen werden müssen. Die maximale aus dem Netz bezogene Leistung reduziert sich und somit auch die Leistungspauschale.
Strompreis Arbitrage betreiben
Eine weitere nützliche Anwendung unseres Stromspeichers ist die Strompreis-Arbitrage. Das Prinzip dahinter ist, dass wir den Speicher laden, wenn der Strom günstig ist und bei hohen Preisen einspeisen. Das lohnt sich natürlich nur, wenn wir auf dem bezogenen Strom keine Netzgebühr bezahlen müssen. Das neue Stromgesetz sieht für diesen Fall eine Rückerstattung der Netzgebühren für den wieder eingespeisten Strom vor.
Voraussetzung ist, dass der Verteilnetzbetreiber (VNB) ein dynamisches Tarifmodell anbietet und dass der Speicher mit einem separaten und durch den VNB auslesbaren Stromzähler versehen ist, mit dem sich die verschiedenen Stromflüsse trennen lassen.
Attraktiv für neue und bestehende PV-Anlagen
Die hier skizzierten verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten für Batteriespeicher und Energiemanagement können bestehende PV-Anlagen ohne fixen KEV oder PPA Tarif wieder in den rentablen Bereich bringen. Ohne Massnahmen in dem Bereich wird die Rentabilität der Anlage ab 2026 nur schwierig zu halten sein.
Ein Batteriespeicher kann auf viele verschiedene Arten eingesetzt werden und schützt die PV-Anlage vor den negativen Auswirkungen von Tarifänderungen. Wichtig ist, dass alle Nutzungsmöglichkeiten in Betracht gezogen werden damit sich die Investition in den Speicher rentiert.
Für neue Anlagen sind Speicher und EMS ebenso empfehlenswert und werden häufig bereits in der Planung berücksichtigt.
Natürlich steigt zusammen mit einem Speicher und einem EMS die Gesamtkomplexität der PV-Anlage und es ist essentiell, dass die Konfiguration laufend gepflegt und den sich ändernden Rahmenbedingungen angepasst wird.
Am Einfachsten geschieht das zusammen mit einem Partner, der sich um all diese Fragen kümmert. Wir unterstützen gerne oder kümmern uns um einen rentablen Betrieb von PV-Anlagen und Speichern.
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